Das Königreich Rivanor
Im Nordosten des Kontinents Hand der Götter (ein unseliger, sperriger Name) erhebt sich Rivans Erbe, das Königreich Rivanor. Wie alles auf Orenda durch die schöpfenden Hände unserer allseits gepriesenen Götter Adavil und Towak geprägt, splittet sich Rivanor in, ich will sagen, verschiedene Biotope auf. Da verwundert es kaum, dass Rivans Nachkommen diesen wilden Teil der Welt in kleinere Häppchen zerschnitten – die Fürstentümer. Die Stromküste und das Wildherz, der Grauhimmel und die Blausilbersenke sowie natürlich der Kaltsand. Phantasievolle, geradezu sprechende Namen für – zugegeben – einige der interessantesten Regionen auf Orenda.
Wenn ihr meine Karten mit der gebotenen Aufmerksamkeit studiert, fallen euch die bemerkenswerten und sehenswerten Orte wahrscheinlich wie von selbst ins Auge. So werdet ihr die Hauptstadt Schwertfels an der Stromküste sicherlich mit gebührendem Staunen betrachten, ebenso wie die Lichterfestung oder das Adavanorium Towalekanium, Herrschaftssitz der Kirchen Adavils und Towaks. Doch haltet euch nicht zu lange an der Stromküste auf, sondern reist auch nach Osten, um euch in das – noch – grüne Herz des Königreichs zu begeben. Zwar werdet ihr die letzte freie Elfenstadt des Landes, Materia, vermutlich niemals betreten, aber die Menschen haben mit der Fürstenstadt Grünschimmerhain ebenfalls ein lohnenswertes Reiseziel errichtet – natürlich auf den Ruinen einer im Ersten Rassenkrieg zerstörten Elfensiedlung. Wendet ihr nun euren Blick weiter nach Osten, findet ihr in den Schneefeldern Grauhimmels die halsstarrigsten Bewohner des Kontinents und begebt euch in der Blausilbersenke auf die Spuren göttlichen Dilettantismus sowie zur Quelle menschlicher Überlegenheit auf dieser Welt. Ihr habt wahrscheinlich bemerkt, dass ich mich bisher um eines der Fürstentümer herumgeschlichen habe. Der Kaltsand. Hier spielt die Musik, wie manche sagen. Es ist kaum zu übersehen, nicht wahr? Der riesige Abgrund inmitten der kargen Landschaft? Nun, ich will euch an dieser Stelle noch nicht mit Details überfordern.
Noch ein Wort zu den Rivanern. Verzeiht mir, wenn ich diese Leute allesamt über einen Kamm schere, aber eigentlich haben sie es auch nicht anders verdient. Sie sind rau, unbarmherzig, machtbesessen, ehrgeizig und sich nicht zu schade, Krieg mit ihren Nachbarn anzufangen, wenn ihnen deren Nase nicht passt.
Die Stromküste
Vom hochherrschaftlichen Schwertfels auf schnellen Pfjarden ins naserümpfende Dunward, schnell weiter an Bord einer Stahlseele, schlingernd und stampfend, zum schillernden Mondschattenlied mitten im Zweigesichtersee, dann auf ins lauschige Derebor und gleich wieder hinfort, auf zu den großartigen Werften Seichtwasserhafens. Doch Sturmschneide wartet schon, unsere Graue Eminenz und ihr gieriger Mahlstrom, flieht ihn, den Hochgratsteig hinauf, durch den knorrigen und knarzenden Arnberger Wald und lasst Euch nieder in der sanften Umarmung der Lichterfestung mit ihrer Weisheit und Ruhe.
-Lydia, Emporstimme in der Galerie der Schwebenden Gedanken von Schwertfels
Die Stromküste ist nur ein kleiner Teil von Orenda und doch stammen einige der wichtigsten Personen aus dieser wilden Region und auch die ältesten und größten Organisationen wie die Kirche Adavils und Towaks sowie die Mageia und die Stahlfaust haben hier ihren Ursprung.
Wie auf vielen anderen Welten auch, gibt es auf Orenda Herrscher und Beherrschte. So haben sich mit der Zeit das ein oder andere Adelshaus in den Reichen des Kontinents erhoben, neben einflussreichen Organisationen wie der Kirche des Adavil und Towak, sowie der Mageia und den großen Handelshäusern wie der Stahlfaust oder dem Ehernen Diamanten.
An der Stromküste ringen die beiden großen Adelshäsuer Nornstat und Garland miteinander, natürlich geht es dabei stets um Einfluss in die wichtigen Organisationen und Institutionen des Königreiches. Wer kann mehr Familienmitglieder in der Stahlfaust unterbringen und damit über Handel mit und Einsatz von Blausilbererz entscheiden?
Diese in die Adelsfamilie Einheiratenden werden buchstäblich geadelt, also dazu erzogen, sich gefälligst auch wie ein Adliger zu benehmen.
Das Wildherz
Fahlhein und Raunort zeugen noch von jenem alten Tod, der einst diese Wälder durchschritt, zusammen mit dem Geschrei der Elfen, die hingeschlachtet wurden im ersten Rassenkrieg. Scheinbar geistlos und ungeschlacht, aber tatsächlich bitterlich erfolgreich eroberte die Menschheit ihren Platz auf Orenda, diese letzte Rasse, sich selbst als göttliche Verheißung adelnd. Doch welches Ende Adavils und Towaks Schöpfung bringt, steht noch nicht geschrieben.
-Bertobas, Schriftführer der Sagenakademie von Schwertfels
Das Wildherz zeigt uns die Vergangenheit dieser Lande, einst beinahe vollständig von Wäldern bedeckt, deren Überreste nun in dieser buchstäblich wilden Region zu bestaunen sind.
Der Kaltsand
Als Calahan den Blick hob, fror sein Gesicht ein. Der Nebel hatte sich gelichtet und einem Panorama von glühender, flirrender Luft Platz gemacht, das sich über den gesamten Horizont erstreckte, vom westlichen Kaltsand bis hin zur Blausilbersenke im Osten. Obwohl der große Riss noch mehrere konventionelle Tagesritte entfernt war, dröhnte mit einem Mal ein unablässiges Stampfen und Wummern in Calahans Ohren, komplettiert zu einer Disharmonie durch ein quälendes Reißen und Schlingern aus den Untiefen, als ob die Erde selbst sich unter den schrecklichen Erschütterungen in unerträglichem Schmerz hin und her wälzte.
Das war der Abgrund.
Der Kaltsand ist wohl die bedeutendste Region auf ganz Orenda.
Wahrscheinlich gibt es keinen Ort auf Orenda, an dem die Konzentration von Ritterorden, Söldnervereinigungen und Kriegergruppierungen dichter ist als in dieser dünn besiedelten Ödnis.
Die Blausilbersenke
Die große Kaltschmiede in Blaugarten
-Umbraham Mosahel, Blausilberbibliothek in Maßgrundholm
Die Blausilbersenke gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen des gesamten Kontinents - und zugleich sichert sie die Vormachtstellung der Menschheit auf Orenda. Unsere Götter Adavil und Towak haben sich hier aus irgendeinem Grund in besonderem Maße ausgetobt, und dabei eine Explosion von Leben erzeugt, die vielfältiger nicht sein könnte. Allerdings passt nichts wirklich zusammen und so sollte jeder Reisende aufpassen, welche Pflanzen er berührt oder welchen Tieren er sich nähert. Euch wird die Farbgebung der Karten außerdem bereits ins Auge gefallen sein: Von hier kommt das Blausilber, das die Kaltschmiede in den begehrten Blausilberstahl verwandeln, aus dem die Schwerter und Rüstungen unserer ehrenwerten Kirchenritter gefertigt werden.
Der Grauhimmel
Das Grabmal der Drachenlanzen im Norden Grauhimmels erfährt einen ähnlichen Respekt wie die großen Göttermonumente, die überall auf dem Kontinent zu bestaunen sind, seien es nun Towaks Hammer im Süden Grauhimmels, Adavils Auge im Passgebirge, die Burg des Weißen Heils in Weißatem oder Wallhort in Glandorn. Einst stemmte sich dieser Orden von Kriegern gegen die Nekromanten der Rak-Orks, die auf verborgenen Pfaden durch die Silberwand gefunden hatten und nun ihre untoten Kreaturen auf Grauhimmels Bevölkerung hetzten. Auf ihren Drachen - manche nennen sie noch heute aufgrund ihrer eher geringen Größe Drachlinge - flogen die mutigen Krieger gegen die anstürmenden Horden und währen die Drachen Feuer spieen, durchschlugen die Lanzen der Krieger die bösartigen Herzen der orkischen Nekromanten, um jeden Untoten wieder zur Ruhe zu betten.
-aus: Geschichten unter dem Schnee, Hirophan Tamer, Bibliothek der Lichterfestung an der Stromküste
In Grauhimmel lebt ein manchmal melancholisches, oft aufbrausendes, aber immer kriegsverliebtes Volk. Die Drachenlanzen werden seit Generationen verehrt wie Halbgötter, ob ihrer Verdienste in den Kriegen gegen die Totenbeschwörer der Orks und ihre Armeen aus Wiedergängern.